Der tschechische Dirigent Zdeněk Mácal hatte sich zuerst im Ausland einen Namen gemacht, bevor er auch in seiner Heimat anerkannt wurde. Das hatte rein politische Gründe.

Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt
Leitung: Zdeněk Mácal

Dvořák: 6. Sinfonie D-Dur op. 60

(Aufnahme vom 4. Dezember 1981 aus dem Großen Saal der Alten Oper Frankfurt)

Der (politische) "Prager Frühling" war eine Reformbewegung, die im Frühjahr 1968 in der damaligen ČSSR um einen demokratischen Sozialismus mit "menschlichem Antlitz" kämpfte. Aber die sowjetischen Panzer überrollten diese Hoffnung auf ein besseres Leben, und mehrere Hunderttausend Menschen emigrierten aus der damaligen Tschechoslowakei in den Westen. Zu ihnen gehörte auch Zdeněk Mácal.

Mácal wurde Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters in Köln. Später setzte er seine Karriere auch in Übersee fort. Er wurde Chefdirigent des Sydney Symphony Orchestra sowie musikalischer Direktor des Milwaukee Symphony Orchestra und des New Jersey Symphony Orchestra. Mácal gastierte auch regelmäßig beim New York Philharmonic, dem Chicago Symphony Orchestra, der Pittsburgh Symphony und dem Boston Symphony Orchestra. In Europa dirigierte er unter anderem die Berliner Philharmoniker und die Wiener Symphoniker. In seiner Heimat blieb er allerdings fast unbekannt, da Erfolge von Emigranten vom kommunistischen Regime regelmäßig verschwiegen wurden. Erst von 2003 bis 2007 war Zdeněk Mácal Chefdirigent der renommierten Tschechischen Philharmonie. 

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 29.04.2023, 14:04 Uhr.