Der Dirigent war älter als das Orchester, das er leitete. Als das hr-Sinfonieorchester 1928 gegründet wurde, war Stanislaw Skrowaczewski 5 Jahre alt und hatte schon seinen ersten Klavierabend gegeben.

Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt
Leitung: Stanislaw Skrowaczewski

Bruckner: Sinfonie d-Moll "Nullte"
(Aufnahme vom 14.-17. Dezember 1981 aus dem Großen Saal der Alten Oper Frankfurt)

Ives: Decoration Day (Ausschnitt)
(Aufnahme vom Dezember 1979 aus dem hr-Sendesaal)

Jahrzehntelang gab Stanislaw Skrowaczewski mit vielen bedeutenden Orchestern umjubelte Konzerte auf allen Kontinenten. Seine musikalischen Abende hatten immer eine besondere Aura – die Aura eines klassischen Ernstes, aber auch origineller Frische und Kraft, die sich aus Skrowaczewskis ereignisreichem Leben speisten.
Wenn er am Pult stand, spielten die Musikerinnen und Musiker wie gebannt, und das Publikum hörte ebenso gebannt zu und spürte tiefen Ernst. Denn wenn Stanislaw Skrowaczewski dirigierte, war das immer auch ein Dialog mit seinem Schöpfer. Und die Musik hat geleuchtet, war transzendent.

"Es gibt einige Komponisten, die ich wirklich liebe", schwärmte Stanislaw Skrowaczewski einmal: Komponisten wie Beethoven oder Bruckner. Ihre Werke dirigierte der Pole besonders gern. "Bei ihnen spüre ich das wunderbar Metaphysische des Universums. Man ist nicht mehr auf der Erde, sondern irgendwo im Himmel." Und in diesen Himmel führte Skrowaczewski Orchester und Publikum oft, wenn er dirigierte.

Sendung: hr2-kultur, "Archivschätze", 05.08.2023, 14:00 Uhr.