Am Ostersonntag des Jahres 1708 kam es in Rom zur Aufführung des zweiten Oratoriums des jungen, gerade mal 23-jährigen Georg Friedrich Händel. Und "Il Sassone", wie der Komponist seiner Herkunft nach gerne genannt wurde, konnte wieder einmal seine beeindruckend frühe und phantasievoll-kühne Meisterschaft beweisen.

Angelo - Rosemary Joshua
Maria Maddalena - Emma Bell
Maria Cleofe - Sonia Prina
San Giovanni - Paul Agnew
Lucifero - Olivier Lallouette

hr-Sinfonieorchester
Leitung: Emmanuelle Haïm

(Aufnahme vom 17. Dezember 2004 aus dem hr-Sendesaal)

1706 war Händel nach Italien gekommen, ab 1707 weilte er in Rom und wurde sogleich zum Liebling einer adeligen Gönnerschaft, die ihn mit Aufträgen geradezu überhäufte. Da Opernaufführungen seinerzeit in Rom verboten waren, behalfen sich die wohlhabenden Musikfreunde mit Oratorien-Darbietungen, die im Grunde nichts anderes waren als Opern mit geistlichem Sujet und ohne szenische Umsetzung. Für "La Resurrezione" hatte der Marchese Ruspoli, bei dem Händel auch längere Zeit wohnte, seinen Palazzo opulent ausgeschmückt und eigens eine Bühne errichten lassen. Das großbesetzte Orchester wurde von niemand geringerem geleitet als Arcangelo Corelli.

Das Oratorium spielt in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag und überlagert die Geschichte der beiden um Jesus trauernden Marien und des Jüngers Johannes mit dem durch Luzifer und den Engel personifizierten Kampf zwischen Himmel und Hölle. Mit dem Sonnenaufgang und der Auferstehung steht der Sieger fest, die Mächte der Finsternis müssen ihre Niederlage eingestehen.

Das alles wird von Händel bunt bebildert und mit einer ebenso einfühlsam stimmungsvollen wie virtuos opernhaften Musik versehen. Alle waren begeistert, nur der Papst nicht, der zwar gar nicht anwesend war, der aber ebenso wie die Opern den öffentlichen Auftritt von Frauen verboten hatte. Und so musste Margherita Durastanti, die die Maria Maddalena gesungen hatte - und die später in London zu einer der großen Primadonnen Händels werden sollte - bei der Wiederholung der Veranstaltung am Ostermontag denn auch ausgetauscht werden.

2004 standen im Sendesaal des Hessischen Rundfunks selbstverständlich Frauen auf der Bühne, inmitten eines insgesamt vorzüglichen Sänger-Ensembles. Auch am Pult stand eine Frau, eine der großen Barock-Spezialistinnen unserer Zeit: Emmanuelle Haïm, bekannt geworden vor allem mit dem von ihr gegründeten "Concert d’Astrée". Unter ihrer Leitung zeigte das hr-Sinfonieorchester, dass es sich in kleiner Besetzung auch als Barockensemble hören lassen kann.

Anschließend:
Knecht: Die Auferstehung Jesu (Wilhelm Krumbach, Orgel)
Senfter: Fünf Stücke für Viola und Klavier op. 76 (Roland Glassl / Oliver Triendl)

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 08.04.2023, 20:04 Uhr.