Es ist schon eine recht eigentümlich aus der Zeit gefallene Mittelalter-Mär mit fahrendem Sänger mit Zauberlaute, Hofstaat mit König und Narr, magischem Schmuck, für den gerne auch gemordet wird, und märchenhaften Traumwelten. Dennoch aber ist "Der Schatzgräber" vor allem eine großartige Oper, die leider immer noch viel zu selten zu sehen und hören ist.

Elis - Thomas Blondelle
Els - Helena Juntunen
Narr - Paul Schweinester
König - Derek Welton
Kanzler - Damian Arnold
Graf - Damien Gastl
Vogt - Wieland Satter
Junker - James Newby
Schreiber - Glen Cunningham
Wirt - Per Bach Nissen
Albi - Tobias Hächler
Landsknecht - Fabien Gaschy

Chor der Opéra national du Rhin
Orchestre philharmonique de Strasbourg
Leitung: Marko Letonja

(Aufnahme vom 28. Oktober 2022 aus der Opéra de Strasbourg)

Franz Schreker - das ist die Geschichte eines Opernkomponisten, der zu Beginn den Konservativen zu modern und dann sehr bald der jungen Generation zu konservativ war, und dessen Werke dementsprechend - fast schon ohne Zutun der Nationalsozialisten - komplett aus den Spielplänen verschwanden. Der Umschlagpunkt dieser Entwicklung war "Der Schatzgräber", fertiggestellt 1918, Schrekers populärstes Werk und in den Jahren nach der Uraufführung 1920 in Frankfurt am Main die erfolgreichste deutsche Oper überhaupt.

Wie immer hatte Schreker sich das Libretto selber geschrieben und selbst die schärfsten Kritiker, die dem Komponisten gern mal einen schwülstig-opulenten "Klangästhetizismus" vorgeworfen hatten, gaben sich milde gestimmt. Sei es nun aufgrund des gelegentlichen volkstümlich-humoristischen Einschlags, einem irgendwie gearteten Mehr an "Melodie" oder der größeren formalen und orchestralen Übersichtlichkeit. Oder vielleicht einfach nur wegen des großen Duetts im dritten Akt, das nicht nur "Tristan und Isolde" am Ende zitiert, sondern schlicht und ergreifend das Beste ist, was in Sachen "Liebesnacht" nach Wagner geschrieben wurde - wer da Zweifel hat, möge es sich bitte anhören.

Schreker selbst formulierte es so: "Ich glaube, es sind schöne Sachen in dem Werk und: reinste Melodie - so dass ich mich oft selbst wundere, dass es noch so einfaches gibt, was doch als neu gelten kann". Neu war der "Schatzgräber" jetzt auch für Frankreich: Der Komponist war schon zu seiner Zeit ein fast ausschließlich deutsches Phänomen und so war die Produktion in Straßburg - man höre und staune - die französische Erstaufführung der Oper.

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 21.01.2023, 20:04 Uhr.