Nach der "Salome" von 1905 schickte Richard Strauss vier Jahre später mit der "Elektra" noch einmal eine todbringende Rächerin ins Rennen. Diesmal aus der griechischen Mythologie und - finanziell - nicht ganz so erfolgreich wie die Vorläuferin, aber musikalisch ebenso avanciert - bevor es mit dem "Rosenkavalier" etwas gemütlicher und behaglicher werden sollte.

Elektra - Aušrinė Stundytė
Chrysothemis - Elisabet Strid
Klytämnestra - Petra Lang
Orest - Kostas Smoriginas
Aegisth - Neal Cooper
Pfleger des Orest - Thomas Hall
Aufseherin - Maida Hundeling
Mägde - Ariana Lucas, Anne Schuldt, Kseniia Nikolaieva, Katrin Adel
Alter Diener - Andrea D’Amelio
Junger Diener - Leonardo Cortellazzi

Chor und Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Leitung: Antonio Pappano

(Aufnahme vom 18. Oktober 2022 aus dem Auditorium Parco della Musica)

"Beide Opern stehen in meinem Lebenswerk vereinzelt da: ich bin in ihnen bis an die äußersten Grenzen der Harmonie, psychischer Polyphonie und Aufnahmefähigkeit heutiger Ohren gegangen", meinte der Komponist später und stellte klar, dass mit der "Elektra" für ihn ein Endpunkt erreicht war. Andererseits war es der Beginn der Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal und damit die erste gemeinsame Arbeit des vermutlich bedeutendsten Komponisten-Dichter-Duos des 20. Jahrhunderts. In ihrer über 20-jährigen Partnerschaft sollten insgesamt sechs Opern entstehen.

1903 hatte Hofmannsthal die "Elektra" von Sophokles neu für die Bühne bearbeitet. Strauss sah das Stück - wie übrigens auch schon die "Salome" - mit der Schauspielerin Gertrud Eysold in Berlin, und war begeistert. Den Text strich er sich weitgehend selbst zurecht, nur gelegentlich verlangte er ein paar weitere Verse und Änderungen vom Dichter. Die Uraufführung fand 1909 in Dresden statt, Berlin und Wien folgten kurz darauf, und die Oper blieb trotz der anspruchsvollen Musik bis heute eines der meistgespielten Werke des Komponisten.

Seit ihrem umjubelten Salzburger Debüt als Elektra vor drei Jahren gehört die litauische Sopranistin Aušrinė Stundytė sicherlich zu den großen Interpretinnen der Rolle, was sie in der konzertanten Aufführung in Rom ein weiteres Mal unter Beweis stellen konnte. Für das Orchester der "Accademia Nazionale di Santa Cecilia" war es ein Heimspiel in ihrem "Parco della Musica", und am Pult stand der langjährige Leiter des Ensembles: Antonio Pappano - in seiner Abschiedssaison übrigens, denn Ende 2023 wird er das Orchester nach fast 20-jähriger Zusammenarbeit verlassen.

Anschließend:
Hummel: Variationen über ein Thema aus Glucks Oper "Armida" F-Dur op. 57 (Howard Shelley, Klavier)
Dvořák: 2. Sinfonie B-Dur op. 4 (Tschechische Philharmonie / Jiří Bĕlohlávek)

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 06.05.2023, 20:04 Uhr.