Genau genommen gibt es nicht drei, sondern nur einen König, dessen Hass zudem eine deutlich größere Rolle spielt als seine fragliche Liebe - aber mal abgesehen vom in die Irre führenden Titel hat die Mailänder Scala mit "L’amore dei tre re" eine wirklich hörenswerte Rarität aufs Programm gesetzt.

Fiora - Chiara Isotton
Archibaldo - Evgeny Stavinsky
Manfredo - Roman Burdenko
Avito - Giorgio Berrugi
Flaminio - Giorgio Misseri
Magd - Fan Zhou
Ein Jüngling - Andrea Tanzillo
Ein Kind - Giulia Fieramonte
Eine junge Frau - Flavia Scarlatti
Eine alte Frau - Marzia Castellini

Chor und Orchester der Scala
Leitung: Pinchas Steinberg

(Aufnahme vom 28. Oktober 2023 aus der Scala)

"Eine der besten Opern seit Verdis Otello", meinte ein englischer Musikkritiker und auch wenn das vielleicht etwas hochgegriffen sein mag, so kann man sich doch wundern, wieso der Komponist und das Werk so gänzlich vergessen wurden. Italo Montemezzi, geboren 1875 im italienischen Vigasio, studierte am Mailänder Konservatorium und machte sich danach vor allem als Opernkomponist einen Namen. "L’amore dei tre re" wurde 1913 an der Mailänder Scala uraufgeführt und in den Folgejahren zu einem weltweiten Erfolg, insbesondere in Amerika, wo Arturo Toscanini das Stück 1914 an der New Yorker Met erstmals auf die Bühne brachte.

Erzählt wird in der Oper die in einem zeitlich und örtlich nur vage fixierten imaginären Mittelalter spielende Geschichte einer Frau zwischen drei Männern: ihrem eigentlichen Geliebten, ihrem Mann, mit dem sie zwangsweise verheiratet wurde und dessen Vater, dem alten, blinden König. Und auch wenn es, wie gesagt, keine drei Könige gibt, so gibt es am Ende doch drei Tote und ein ergreifendes, wenn auch leicht nekrophiles, hochdramatisches Finale.

Italo Montemezzi

Musikalisch steht Italo Montemezzi irgendwo zwischen Wagner, Verismo, Strauss und impressionistischen Klängen - böse Stimmen könnten ihm Eklektizismus vorwerfen, aber das trifft es eigentlich nicht. Es ist eine durchaus eigenständige und irgendwie sehr italienische Musiksprache, die sehr dicht am archaisch-symbolistischen Text entlang komponiert, abwechslungsreich und detailverliebt in der Umsetzung, mit durchaus überbordender Sinnlichkeit, ohne allerdings zu allzu grellen Farben zu greifen oder das spätromantische Idiom wirklich verlassen zu wollen.

Sein eigentlicher Lehrmeister sei nicht das Konservatorium, sondern die Mailänder Scala gewesen, hat Italo Montemezzi immer wieder beteuert, und dort stand "L’amore dei tre re" jetzt nach 70 Jahren wieder auf dem Programm. Bis zur Jahrhundertmitte war die Oper an der Scala übrigens regelmäßig gegeben worden, in insgesamt sechs Inszenierungen. Nun führte Àlex Ollé von der katalanischen Künstlergruppe "La Fura dels Baus" Regie, am Pult stand in Mailand erstmals Pinchas Steinberg, ein bekennender Fan Montemezzis, denn er hat "L’amore dei tre re" schon diverse Male dirigiert - vermutlich und leider als einer der ganz wenigen.

Anschließend:
Dvořák: Klaviertrio f-Moll op. 65 (Trio Fontenay)
Fasch: Ouvertüre G-Dur (Xenia Löffler und Michael Bosch, Oboen / Batzdorfer Hofkapelle)

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 06.04.2024, 20:04 Uhr.