Viele Deutsche reagieren auf Gentechnik allergisch. Nicht so die britischen Künstler Anna Dumitriu und Alex May, die in ihr weniger ein Problem als eine Lösung sehen. In der Ausstellung "Wunderkammer Bioart" im Kunsthaus Wiesbaden versuchen sie das künstlerisch zu vermitteln. Ohne Führung sind die Kunstwerke allerdings kaum zu verstehen und auch das umfangreiche Begleitprogramm ist dabei eine Hilfe.
Sechs Menschen schleppen im Mousonturm in Frankfurt Kartons von einer Ecke in die andere und wieder zurück. Zunächst reizt die Performance der britischen Gruppe "Forced Entertainment" zum Lachen, aber dann gerät sie zunehmend zum Sinnbild für unsere Arbeitswelt, in der auch viele Menschen mit hohem Tempo auf der Stelle treten. Bleibt die Hoffnung, dass winzige Fehler die Anordnung zum Halten bringen.
Man kann die gesamte Moderne Kunst als Variationen auf Marcel Duchamp begreifen und macht nicht allzu viel falsch dabei. Deswegen hat das Frankfurter Museum für Moderne Kunst sämtliche Etagen für ihn freigeräumt. Duchamp ist aufgefallen, dass auch Objekte ohne Schöpfer - wie eine Schneeschaufel - schön sein können. Er hat Musik aus Zufallsnoten geschaffen und die Performance erfunden. Für hr2-Kunstkritikerin Stefanie Blumenbecker schon jetzt die Ausstellung des Jahres.
Mit der Oper "Fedora" von Umberto Giordano hat der Tenor Enrico Caruso 1898 seinen Durchbruch geschafft. Trotzdem ist das Werk, das die Oper Frankfurt jetzt auf den Programmzettel genommen hat, inzwischen eine ausgesprochene Rarität. Zu Unrecht, wie hr2-Theaterkritiker Meinolf Bunsmann findet, denn "Fedora" bietet eine Achterbahn der Gefühle.
Georg Philipp Telemann hat für das Kirchenjahr 1714/15 in Frankfurt 72 Kantaten komponiert. Die meisten dieser Kantaten sind seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr aufgeführt worden. Das "Telemann Project" in Mainz mit den Gutenberg Soloists und dem Neumeyer Consort lassen nun nach und nach sämtliche Kantaten dieses Jahrgangs wieder erklingen. Und siehe da: Telemann kann sich mit den Großen seiner Zeit messen.
Der iranische Regisseur Asghar Farhadi ist bereits zweimal mit dem Oscar ausgezeichnet worden. Für seinen neuen Film "A Hero - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani" ist er in den Iran zurückgekehrt und damit unter die iranische Zensur. Trotzdem erfährt man viel von den Lebensbedingungen in der Islamischen Republik. Und bis zum Schluss bleibt offen, ob der Held nun besonders naiv oder besonders raffiniert ist.
Wann kommen die Zeiten wieder, in denen russische Künstler nicht mehr erklären müssen, wo sie politisch stehen? Dem in Moskau geborenen Geiger Michail Potschekin war es ein Herzensanliegen, auf dem Benefizkonzert für die Ukraine in der Bad Homburger Schlosskirche aufzutreten. Zusammen mit der Pianistin Kiveli Dörken und dem Cellisten Simon Tetzlaff bildete er ein herausragendes Trio.
So schnell können Buchtitel veralten: "Wir, Europa. Fest der Völker" von Laurent Gaudé hat in diesen Tagen schon einen zynischen Beigeschmack. Im Literaturhaus Frankfurt erinnerte Gaudé an einige europäische Erfolgsgeschichten, etwa das Ende der Militärdiktaturen in Portugal, Spanien und Griechenland. Und machte damit Mut, dass wir Europäer auch für die jetzige Lage eine Lösung finden werden.
Wer sagt denn, dass Shakespeares Julia lieblich aussehen muss? Das Staatstheater Darmstadt inszeniert sie als androgyne Frau, die genau weiß, was sie will. Und die stark geraffte Aufführung konzentriert sich auf den Machtkampf zwischen den beiden verfeindeten Familien. Man kann da, muss aber nicht an den Krieg denken, der im Osten Europas wütet.
1913 gründeten die Fotografinnen Nini und Carry Hess ihr Fotostudio in Frankfurt. Bald drängten sich die Prominenten der Stadt, von den Schwestern fotografiert zu werden. Weitere Schwerpunkte waren die Theaterfotografie und Portraits der "Neuen Frau". In der Progromnacht 1938 wurde das gesamte Bildarchiv zerstört. Dem Museum Giersch ist es trotzdem gelungen, an die beiden vergessenen Fotografinnen zu erinnern.
Fotografie reduziert dreidimensionale Räume auf zweidimensionale Bilder. Die beiden Fotografinnen Lilly Lulay und Susa Templin - so unterschiedlich sie im Einzelnen arbeiten - machen diese Reduktion wieder rückgängig. Am Ende stehen dreidimensionale Kunstinstallationen im Raum. Die Kunststiftung der DZ Bank zeigt in Frankfurt Werke von Lilly Lulay und Susa Templin.
Na gut, Rossini hat den "Barbier von Sevilla" geschrieben, aber was sonst noch? Erst 1986 wieder entdeckt und immer noch selten gespielt ist "Bianca e Falliero". Die Oper Frankfurt hat sich des Stücks angenommen. Die Handlung tut wenig zur Sache, aber die Koloraturen verlangen den Sängern Höchstleistungen ab. Und die Oper Frankfurt löst den hohen Anspruch Rossinis grandios ein.
"Brokeback Mountain" ist der Titel einer Erzählung von Annie Proulx und natürlich ein oscar-gekrönter Film. Der Komponist Charles Wuorinen hat sich davon zu einer Oper inspirieren lassen, die jetzt am Stadttheater Gießen aufgeführt wurde. 1963 verlieben sich zwei Comboys beim Schafehüten in den Bergen von Wyoming, heiraten jedoch später und wagen nie, sich zu ihrer Liebe zu bekennnen.
2004 kam die Koreanerin Ankabuta nach Deutschland, ohne ein Wort der Sprache zu beherrschen, weil sie so von deutscher Kunst beeindruckt war. Es ist gut gegangen. Und inzwischen revanchiert sich Ankabuta mit ihrer Kunst. Zum Beispiel filigrane Drahtarbeiten, die wie Zeichnungen wirken, und Wiesbadener Sehenswürdigkeiten nachbilden.
Die Grimmwelt in Kassel richtet der türkischen Künstlerin Necla Rüzgar die erste Einzelausstellung in Deutschland aus. Mit ihren Aquarellen und Zeichnungen erinnert Rüzgar daran, dass in der Türkei nahezu täglich eine Frau von ihrem Ex-Partner, Vater oder Verwandten umgebracht wird.
Man muss schon sehr nah rangehen im Museum Wiesbaden an die Zeichnungen von Slawomir Elsner, um zu erkennen, dass das keine Fotos sind. Strich um Strich hat Elsner mit dem Buntstift nebeneinandergesetzt. So entstehen Motive, von denen man glaubt, sie schon einmal gesehen zu haben.