"Meine Siebte ist beendet. Ich glaube, dass dieses Werk glücklich geboren und gut geraten ist." Am 15. August 1905 schreibt Gustav Mahler dies an den befreundeten Musikforscher Guido Adler. Allerdings muss der Komponist noch drei Jahre warten, ehe die Sinfonie uraufgeführt wird: am 19. September 1908 in Prag. Der Dirigent ist Gustav Mahler selbst.

Gustav Mahler (1860-1911): 7. Sinfonie (1904/05)
Fassung für Klavier (vierhändig) von Alfredo Casella (1883-1947)
Klavierduo Silvia Zenker & Evelinde Trenker

(Aufnahme: Januar 1992, Historische Reitbahn, Arolsen durch Musikproduktion Dabringhaus und Grimm)

"Lied der Nacht" wird Mahlers Siebte oft genannt, der Beiname stammt jedoch nicht vom Komponisten, der zwei der fünf Sinfoniesätze als "Nachtmusik" betitelt. Allein das gab und gibt Rätsel auf: "Im Mittelpunkt der Siebenten stehen", so der Dirigent Michael Gielen, "die 'Nachtmusiken', also das Gespenstische, das Verhüllte, das Dahinzuckende, das nicht Greifbare."

Und nach der zweiten Nachtmusik folgt das Finale: "Nacht ist vorbei", schrieb der Musikkritiker Paul Bekker 1921, "Tag kommt herauf. Mit Pauken, Fanfaren und klingendem Spiel in leuchtendem C-Dur. Kein Dämmern mehr, kein Sichdurchringen aus Zwielicht und Ahnungen zur Anbetung des aufgehenden Lichtes, wie im ersten Satz. Sieghaftes, zweifelfreies Bewusstsein, beglückende Hingabe an die Helle. (…) Es ist der Gipfel lebensbejahenden Bekennens, den Mahler hier erreicht hat."

Die Bearbeitung von Mahlers Siebter durch Alfred Casella, die der italienische Komponist wohl schon Anfang 1910 fertiggestellt hat, erlebt erst am 29. Dezember 1918 ihre Premiere in dem von Arnold Schönberg in Wien gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen", realisiert durch die Pianisten Ernst Bachrich und Eduard Steuermann.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 16.02.2023, 20:04 Uhr.