Radikal und revolutionär, evolutionär und epochal. Der Komponist Arnold Schönberg, der am 13. September 2024 hundertfünfzig Jahre alt würde, hat die Musikgeschichte nachhaltig verändert. Und das mit Nachhall - bis heute.

Arnold Schönberg (1874-1951):

1. Kammersinfonie E-Dur, op. 9 (1906)
Ensemble Modern
Leitung: Michael Gielen
(Live-Aufnahme 5. Oktober 1989, hr-Sendesaal, Frankfurt am Main)

Johann Strauß (Sohn) (1825-1899): Rosen aus dem Süden, op. 388 (1880)
Für Kammerorchester 1921 bearbeitet durch Arnold Schönberg
Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters
Leitung: Hiroyuki Iwaki
(Studioproduktion, 3. Januar 1974, hr-Sendesaal, Frankfurt am Main)

Variationen für Orchester op. 31 (1926-28)
hr-Sinfonieorchester
Leitung: Baldur Brönnimann
(Live-Aufnahme 30. Oktober 2021 Philharmonie Essen)

Konzert für Klavier und Orchester op. 42 (1942)
İdil Biret, Klavier
hr-Sinfonieorchester
Leitung: Andrew Davis
(Liveaufnahme 13. September 1989, Alte Oper, Frankfurt am Main)

Die jahrhundertelange Entwicklung der mitteleuropäischen Musik - von Gregorianik bis zu Johannes Brahms - führte den 1874 in Wien geborenen Schönberg zu der Einsicht, dass sich in ihrem künftigen Fortgang so manches ändern müsse, wenn sie ihrer eigenen Geschichte treu bliebe. Seine Konzeption von atonalen Klangfolgen, die keinem Zentrum mehr folgen müssen, die nicht mehr die eine Haupttonart umspielen, führte ihn zur "Emanzipation der Dissonanz" und zur gestalterischen Gleichberechtigung aller Töne: zur Zwölftontechnik. Als Komponist Autodidakt hat Schönberg um 1910 mit dieser und mit anderen Ideen das wohl gewichtigste Fundament für die Neue Musik gelegt.

Der fleißige Essayist, engagierte Hochschullehrer - u.a. in Wien, Berlin und Los Angeles -, Erfinder von Kartenspielen und Schachvarianten, gelegentliche Maler gehört mit seinen Anregungen und ästhetischen Umsetzungen zu den einflussreichsten Musikdenkern des 20. Jahrhunderts. Seine Kompositionen aber, wiewohl sie überaus starke Wirkungen auf die ebenfalls musikdenkenden Zeitgenossen und klangerfindenden Generationen nach ihm hatten und haben, sind gar nicht mal so vertraut. Durchgesetzt ist Arnold Schönberg, der am 13. Juli 1951 in Los Angeles starb, längst noch nicht. Vielleicht, weil vieler seine Werke und Gedanken immer noch piksen, zu viele Stacheln besitzen. Grund genug, den Jubilar posthum zu würdigen, mit Aufnahmen des hr-Sinfonieorchesters und des Ensemble Modern sowie namhafter Solisten und Solistinnen.

Sendung: hr2-kultur, "Konzertsaal", 22.02.2024, 20:04 Uhr.