Dass eine bestellte Komposition nicht zur Uraufführung gelangt, kommt vor - aus verschiedenen Gründen. Dass die Premiere des im Sommer 1989 fertiggestellten Orchesterstücks "Ferro Canto" von Volker Heyn gleich zweimal abgesagt worden ist, bleibt ein Unikum im Betrieb der zeitgenössischen Musik.

Eine Sendung von Stefan Fricke

Gleich zweimal, 1989 und 1991, kommt die Uraufführung von Volker Heyns wüst-poetischer Orchesterkomposition "Ferro Canto" nicht zu Stande. Gleich zweimal sagt der Veranstalter die Premiere mit dem SWR Symphonieorchester bei den Donaueschinger Musiktagen ab. Zunächst weil Dirigent Michael Gielen in der Partitur gravierende Mängel gefunden hat: nahezu Halsbrecherisches, völlig Unspielbares. Daraufhin revidiert der 1938 in Karlsruhe geborene und dort lebende Heyn das Werk für einen zweiten Anlauf, nimmt dem Auftragswerk etliche Spitzen. Doch das ändert nichts.

Auch der für die Uraufführung in Donaueschingen 1991 vorgesehene Dirigent Matthias Bamert sagt das Stück kurzfristig ab. Allerdings ist – anders als im Herbst 1989 - das Programmheft bereits gedruckt. Erst im Februar 2022, während des Eclat-Festivals in Stuttgart, erlebt das Nur-vom-Hören-Sagen-bekannte Stück seine Uraufführung – durch das SWR-Symphonieorchester, das SWR-Experimentalstudio Freiburg und den Dirigenten Gregor Mayrhofer. Mit Erfolg. Stefan Fricke skizziert den wohl einmaligen Fall einer institutionell fast gescheiterten Komposition eines infolge davon fast gescheiterten Komponisten.

Sendung: hr2-kultur, "Neue Musik", 02.11.2023, 21:30 Uhr.