Wir stellen eine neue CD vor und werfen einen Blick auf die Auftakt-Konzerte mit Simone Lamsma und Ivan Repušić. Dazu Musik von Bach, Haydn und Brahms.

Neue CD mit der 3. Sinfonie von Wilhelm Petersen

Wilhelm Petersen

Wilhelm Petersen lebte von 1890 bis 1957. Er kam in Athen zur Welt, zog 1891 mit seiner Familie nach Mainz und ein Jahr später nach Darmstadt. Er studierte in München, wo er danach auch eine Zeitlang lebte, und ging wieder nach Darmstadt zurück. In Mannheim erhielt er eine Professur. Einfach hatte er es nicht. Er war gesundheitlich oft angeschlagen und – im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern – Gegner des NS-Regimes.

In diesem Monat ist eine neue CD des hr-Sinfonieorchesters erschienen mit der dritten Sinfonie von Wilhelm Petersen, dirigiert von Constantin Trinks. „Nach kurzer Beschäftigung mit der Musik des mir bis dato völlig unbekannten Komponisten“, sagt Trinks, „war mir klar: Hier geht es darum, einen Schatz zu heben, der bisher im Verborgenen geschlummert hat. Also eine echte Entdeckung!“

Die Musik von Wilhelm Petersen kann man als spätromantisch bezeichnen. Petersen hat die aktuellen Entwicklungen in der sinfonischen Musik zwar gekannt und beherrscht, ist aber zur Tonalität zurückgekehrt. Ein Bruckner- oder Mahler-Epigone war er trotzdem nicht. Er schrieb wie … Petersen.

Seine dritte Sinfonie wurde am 19. November 1934 in Darmstadt uraufgeführt. Es gab eine weitere Aufführung im September 1935 in Berlin unter Hermann Abendroth. Seitdem ist das Werk nicht mehr im Konzert zu hören gewesen. Und es gab bislang auch keine Aufnahme von dieser Sinfonie – weder einen Rundfunkmitschnitt, noch eine Schallplatte oder CD. Die Aufnahme mit dem hr-Sinfonieorchester unter Constantin Trinks ist die Ersteinspielung des Werks.

Auftakt mit Simone Lamsma und Ivan Repušić

Weitere Informationen

Das Konzert live im Radio

hr2-kultur überträgt das Konzert am 3. März live ab 20:04 Uhr.

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Simone Lamsma

„Gleich ihre ersten Töne nehmen gefangen.“ Das war 2018 in einer Rezension über Simone Lamsmas Interpretation des Violinkonzerts von Max Bruch zu lesen. Am 2. und 3. März ist die niederländische Geigerin wieder zu Gast beim hr-Sinfonieorchester – und spielt eben dieses Violinkonzert in den Auftakt-Konzerten.

Ivan Repušić dirigiert außerdem den „Don Juan“ von Richard Strauss und die Sinfonie in fis-Moll von Dora Pejačević. Don Juan, dem Frauenverführer, hat Richard Strauss ein tongewaltiges und atemberaubend selbstsicheres Denkmal gesetzt. Nicht weniger selbstbewusst tritt aber auch Dora Pejačević auf: Als erste Frau in Kroatien komponierte sie Orchesterwerke, und zwar in einer Klangsprache, die zwischen dem Geist des Fin de siècle, der Pointiertheit eines Gustav Mahler und der Spätromantik eines Sergej Rachmaninow changiert. Wie virtuos sie den großen sinfonischen Apparat zu bedienen wusste, zeigt ihre Sinfonie aus dem Jahr 1918, die der kroatische Dirigent Ivan Repušić mit dem hr-Sinfonieorchester vorstellen wird.

Die Musiken

Bach 3. Orchestersuite D-Dur BWV 1068 in einer Bearbeitung von Felix Mendelssohn und Ferdinand David (Andrew Manze)
Petersen 3. Sinfonie, 2. Satz (Constantin Trinks)
Haydn 11. Klavierkonzert D-Dur (Andreas Staier, Cembalo / Alessandro de Marchi)
Brahms Violinkonzert D-Dur op.77 (Simone Lamsma / Ilyich Rivas)
Ravel Une barque sur l'océan (Hugh Wolff)

Sendung: hr2-kultur, "Treffpunkt hr-Sinfonieorchester", 25.02.2023, 10:04 Uhr.