"Zeit-ist-Geld!" - so heißt das Motto unserer kapitalistischen Moderne. Dieser Satz hat uns aus dem Takt und unseren Planeten mit den Folgen des Klimawandels und des Biodiversitätsschwundes an den Rand des Kollapses gebracht. Wie können wir uns wieder mehr Zeit nehmen und vielleicht unseren Planeten noch retten?

Unser Umgang mit Zeit und die herrschende Verschleißkultur hängen eng zusammen, sagt der Astrophysiker und Fernsehmoderator Professor Harald Lesch. Und indem wir immer mehr gleichzeitig in derselben Zeiteinheit zu erledigen versuchen, heizen wir den Ressourcenverbrauch immer weiter an. Hilft also ein neuer – und entspannterer! – Umgang mit der Zeit, die so dringend nötige Transformation zur Nachhaltigkeit zu beschleunigen? Und wie kommen wir da vom Erkennen zum Handeln, von der Zeitknappheit zum Zeitwohlstand?

"Wie kann Wissen gesellschaftlichen Wandel zur Nachhaltigkeit befördern?", diese Frage treibt Professor Flurina Schneider um, die das ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung leitet und an der Frankfurter Goethe-Universität Soziale Ökologie und Transdisziplinarität lehrt. Sie untersucht über welche Wege wissenschaftliches Wissen in der Gesellschaft wirksam wird und was es braucht, damit Menschen sich auf Lernprozesse einlassen. Ihr geht es um eine langfristige Sicherung menschlicher Grundbedürfnisse, um Generationengerechtigkeit und um Gerechtigkeit zwischen den Menschen im reichen Norden und im globalen Süden.

Weitere Informationen

Literatur:
Harald Lesch, Karlheinz A. Geißler, Jonas Geißler
Alles eine Frage der Zeit
Warum die »Zeit ist Geld«-Logik Mensch und Natur teuer zu stehen kommt
oekom verlag 2021
ISBN: 978-3-96238-248-3

Harald Lesch, Klaus Kamphausen
Über dem Orinoco scheint der Mond
Warum wir die Natur des Menschen neu begreifen müssen, um die Welt von morgen zu gestalten
Penguin Books 2022
ISBN: 978-3-641-27476-4

Jason Hickel
Weniger ist mehr
Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind
oekom verlag 2022
ISBN: 978-3-96238-284-1

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Wäre es für all das nicht hilfreich, sich "jenseits aller Naturromantik" auf die Schöpfung als anvertrauten Garten zu besinnen und unseren Umgang mit ihr neu zu vertakten? Eine wichtige Rolle spielt dafür die "ökosoziale Zeitpolitik". Was können wir Menschen durch Entschleunigung und Zeitvielfalt für unsere Lebensqualität und einen nachhaltigeren Lebensstil gewinnen?

Darüber diskutieren:
Prof. Dr. Flurina Schneider, Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE)
Prof. Dr. Harald Lesch, Institut für Astronomie und Astrophysik der Ludwig-Maximilians-Universität München

Moderation:
Dr. Regina Oehler, Wissenschaftsjournalistin, ehem. HR-iNFO und hr2 kultur
Dr. Gunter Volz, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung

Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Frankfurt in Kooperation mit dem Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach Wir senden einen gekürzten Mitschnitt vom 16.05.2022 aus der Evangelischen Akademie Frankfurt.

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 19.06.2022, 12:04 Uhr