Der Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur Joachim Meyerhoff wird für seine im Humor gründende und das Leben feiernde Erzählkunst ausgezeichnet. Der Förderpreis geht an Nele Pollatschek.

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wird von der Stiftung Brückner‐Kühner und der Stadt Kassel vergeben und zeichnet Schriftsteller aus, deren Werk von Komik und Groteske auf hohem künstlerischen Niveau geprägt ist. Der zugehörige "Förderpreis Komische Literatur" geht an Autoren am Anfang ihrer Laufbahn.

Begründung des Stiftungsrates "Joachim Meyerhoff ist als schreibender Schauspieler und spielender Autor in jedem Fall ein Verausgabungskünstler. Auch in seinem literarischen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch", mit dem er ins Zentrum der eigenen Biografie vorzudringen versucht, geht es ihm um Drastik, Körperlichkeit, Rhythmus und eine Gefühlsakrobatik ohne Netz und doppelten Boden. Es sind traurige, selbstironische, erschütternde, liebevolle und komische Bücher. Wobei der Witz immer schon das eigene Scheitern und die Angst davor in sich birgt. Als Stürmer und Dränger stürzt sich der Autor immer aufs Neue in aberwitzige Situationen und vermag dabei einzelne Momente ins Unermessliche zu dehnen, sie so lange durch die Gedankenmühle zu drehen, bis sie in kleinste Gefühlseinheiten zerlegt sind. So funktioniert dieses manische, im Humor gründende Erinnerungswerk, das Totendienst ist und gleichzeitig das Leben feiert."

Der Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller Joachim Meyerhoff wurde 1967 im saarländischen Homburg geboren und wuchs in Schleswig auf. Er absolvierte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Nach Engagements an den Theatern Kassel, Dortmund und Köln war Joachim Meyerhoff Ensemblemitglied am Berliner Maxim Gorki Theater, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Wiener Burgtheater. 2019 wechselte er an die Berliner Schaubühne. Mit seinem sechsteiligen, autobiografischen Zyklus "Alle Toten fliegen hoch" trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde damit 2009 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die damit verbundenen fünf Bestseller-Romane veröffentlichte Joachim Meyerhoff im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Zuletzt erschien 2020 der Titel "Hamster im hinteren Stromgebiet", in dem der Autor die Folgen eines Schlaganfalls tragikomisch verarbeitet. Im Februar 2023 kam die Verfilmung seines Romans "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" in der Regie von Sonja Heiss in die Kinos. Joachim Meyerhoff wurde vielfach ausgezeichnet, auch mehrfach und zuletzt für das Jahr 2023 als "Schauspieler des Jahres".

Nele Pollatschek

Die Autorin Nele Pollatschek, Jahrgang 1988, erhält im Jahr 2024 den Förderpreis Komische Literatur. Die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung wird auf Vorschlag von Verlagen gemeinsam von der Stiftung Brückner‐Kühner und der Stadt Kassel verliehen. Der Preis geht jährlich an Autorinnen und Autoren, die sich noch in einer relativ frühen Phase ihres literarischen Schaffens befinden und auf hohem künstlerischen Niveau das Komische gestalten. Gut 40 Verlage hatten Vorschläge für den Preis eingereicht. Dieses Jahr konnte sich der in Berlin ansässige Verlag Galiani mit seiner Autorin durchsetzen. Nele Pollatschek veröffentlicht Erzählprosa sowie journalistische Kommentare und Essays und brachte zuletzt im Sommer 2023 beim Verlag Galiani ihren zweiten Roman "Kleine Probleme" heraus, der es bereits auf die Spiegel‐Bestsellerliste geschafft hat. Der Stiftungsrat zeigte sich in seiner Eigenschaft als Jury begeistert vom Komik‐Talent der Autorin.

Weitere Informationen

Wir senden einen gekürzten Mitschnitt der Preisverleihung am 9. März 2024 um 17 Uhr im Kasseler Rathaus.

Ende der weiteren Informationen

Sendung: hr2-kultur, "Literaturland Hessen", 17.03.2024, 12:04 Uhr