Das Dorf Guarjila im Norden El Salvadors hat keine Fußballmannschaft mehr. Die jungen Männer sind entweder im Gefängnis oder haben sich auf den gefährlichen Weg Richtung USA gemacht. Sie haben Angst vor den willkürlichen Festnahmen der Polizei, seit die Regierung vor einem Jahr, im März 2022, einen Ausnahmezustand zur Bekämpfung krimineller Banden ausgerufen hat.

Bisher wurden fast 60.000 Menschen festgenommen. Die Häftlinge bekommen keinen eigenen Rechtsbeistand. Die staatlichen Pflichtverteidiger sind für bis zu tausend Fälle zuständig. Viele Gefängniszellen sind so überfüllt, dass es nicht einmal genug Platz gibt, um sich nachts auf den Boden zu legen. Bisher sind achtzig Menschen in Haft gestorben. Für die Verpflegung der Inhaftierten müssen ihre Familien aufkommen.

Die katholische Kirche fordert die Einhaltung grundlegender Menschenrechte. Doch die meisten Gefangenen wissen nicht einmal, wann ihr Fall vor Gericht behandelt werden wird. Es könnte Jahre dauern.

Eine Sendung von Andreas Boueke.

Die Sendung "Camino" finden Sie hier auch als Podcast.

Sendung: hr2-kultur, "Camino", 26.03.2023, 11:30 Uhr.