Vielen gilt es als Ideal, Tod und Krankheit auszublenden oder harmonisch ins Leben zu integrieren. Die Psalmen, dieser spirituelle Schatz der Menschheit, ermöglichen anderes: Die Wucht des Todes wird nicht relativiert. Sie regen dazu an, die Ohnmacht und Wut in Richtung Himmel zu schreien.

In Psalmen, diesen Liedern, die die Gebetstradition im Judentum und Christentum bestimmen, ist der Überschwang ganz selbstverständlich. Die Wucht des Todes wird nicht relativiert. Man zensiert sich nicht, konstatiert stattdessen befreiend ehrlich Schmerz, Ungerechtigkeit und Einsamkeit.

Diese Lieder trauen Gott Schlimmes zu. Was keine Passivität zur Folge hat, sondern das Gegenteil: Die Psalmen regen dazu an, die Ohnmacht und Wut in Richtung Himmel zu schreien. Gerade der rebellische und provokative Charakter dieser Spiritualität vermittelt Trost, findet Georg Magirius, der Autor der Sendung.

Die Sendung "Camino" finden Sie hier auch als Podcast.

Sendung: hr2-kultur, "Camino", 07.04.2021, 11:30 Uhr.