Oper ist, wenn der Sopran den Tenor liebt und der Bariton was dagegen hat. Das stimmt oft und noch öfters bei Verdi, und meistens endet das Ganze nicht gut. Und der "Troubadour" ist eines der bekanntesten Beispiele für diese berühmt-berüchtigte Dreieckskonstellation.

Manrico - Vittorio Grigolo
Leonora - Saioa Hernández
Luna - Juan Jesús Rodríguez
Azucena - Ksenia Dudnikova
Ferrrando - Gianluca Buratto
Ines - María Zapata
Ruiz - Antoni Lliteres

Chor und Orchester des Gran Teatre del Liceu
Leitung: Riccardo Frizza

(Aufnahme vom 5. November 2022 aus dem Gran Teatre del Liceu)

Alles, was man für ein Aufführung des "Troubadour" brauche, soll Caruso gesagt haben, seien die vier besten Sänger der Welt. Zu den drei schon Genannten kommt also noch eine Rolle hinzu: ein Mezzosopran - die vermeintliche Mutter des Tenors, der aber letztlich doch der Bruder des Baritons ist, was dieser aber nicht weiß, und was wiederum zum tödlichen Ende führt. Will sagen: die Handlung ist etwas unübersichtlich und setzt viel nur halbwegs Erzähltes voraus. Aber seit wann hat ein verworrenes Textbuch eine Oper davon abgehalten, berühmt zu werden, wenn die Musik begeistert?

Die Uraufführung 1853 in Rom war ein triumphaler Erfolg, und mit diesem Werk - und dem kurz zuvor entstandenen "Rigoletto" und der kurz danach aufgeführten "Traviata" - etablierte sich Verdi endgültig als der führende und bekannteste italienische Opernkomponist, der er dann für ganz lange Zeit bleiben sollte.

Schon 1854 wurde die Oper auch im Gran Teatre del Liceu in Barcelona gegeben. Jetzt stand dort im vergangenen November als Übernahme einer Produktion aus Amsterdam und Paris eine Inszenierung von Àlex Ollé auf dem Programm, einem der Leiter des katalanischen Theaterkollektivs "La Fura dels Baus". Ollé verlegte die Handlung in die Zeit des 1. Weltkriegs, was die Geschichte ebenso wenig erhellte wie die brav-konventionelle Personenführung. Und so blieb es den vorzüglichen Solisten vorbehalten - unter ihnen Tenorstar Vittorio Grigolo, der hier sein Debüt als Manrico gab, und die spanische Sopranistin Saioa Hernández, die immerhin von Montserrat Caballé als "die Diva unseres Jahrhunderts" tituliert wurde - an diesem Abend die vier besten Sängerinnen und Sänger der Welt zu sein, oder: es zumindest zu versuchen.

Anschließend:
Danzi: Bläserquintett d-Moll op. 68 Nr. 3 (Philharmonisches Bläserquintett Berlin)

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 18.02.2023, 20:04 Uhr.