Nein, wenig Christlich-Besinnliches gibt es in dieser "Nacht vor Weihnachten" zu erleben, ganz im Gegenteil: es ist ein deftig bukolisches Märchen mit Teufel, Hexe und Zauberer, aber auch einem am Ende natürlich glücklichen Liebespaar.

Wakula - Mikhail Vekua
Tschub - Dmitry Ulyanov
Oxana - Sofia Fomina
Solocha - Ksenia Dudnikova
Zarin - Marina Prudenskaja
Golowa - Sergei Leiferkus
Teufel - Alexander Fedorov
Panas - Milan Siljanov
Ossip - Vsevolod Grivnov
Frau mit violetter Nase - Nadine Weissmann
Frau mit normaler Nase - Josefine Mindus

Philharmonischer Chor "George Enescu"
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski

(Aufnahme vom 23. Dezember 2022 aus der Philharmonie)

Nikolai Rimskij-Korsakow war ein großer Liebhaber der Erzählungen Nikolai Gogols. Insbesondere "Die Nacht vor Weihnachten" hielt er für eine auch musikalisch besonders attraktive Geschichte, er wagte sich aber an keine Vertonung, solange Tschaikowsky noch lebte - dieser hatte das Sujet in seiner Oper "Wakula, der Schmied" verarbeitet. Nach Tschaikowskys Tod ging es allerdings dann schnell und 1895 kam die Oper in St. Petersburg zur Uraufführung. Ohne großen Erfolg, was vor allem an Streitereien mit der Zarenfamilie lag, die wieder einmal keine Mitglieder ihrer Dynastie auf der Bühne sehen wollte - Mussorgsky hatte mit seinem "Boris Godunow" die gleichen Schwierigkeiten gehabt.

Das Libretto zur Oper hatte Rimskij-Korsakow selbst verfasst und dabei die fantastischen Elemente noch verstärkt, was ihm reichlich Gelegenheit zu bunt-illustrativer Musik gab: die Hexe ist auf ihrem fliegenden Besen unterwegs, Mond und Sterne werden vom Himmel gezaubert, es gibt einen fulminanten Schneesturm und einen wilden Ritt auf dem Rücken des Teufels zur Zarin, damit der Schmied Wakula von ihr die goldverzierten Schuhe bekommt, die seine kapriziöse Angebetete sich boshafter Weise auserbeten hatte. Für das dörflich-bodenständige Ambiente griff der Komponist zudem ausgiebig auf russisch-ukrainische Folklore zurück, insbesondere auf jene Lieder, die traditionellerweise am Vorabend des Weihnachtsfestes gesungen werden.

Die letzte szenische Inszenierung der "Nacht vor Weihnachten" war die wunderbare Aufführung an der Frankfurter Oper in der Regie von Christoph Loy, die aktuell dort auch wieder im Programm ist. In Berlin kam es letztes Jahr - einen Tag vor Weihnachten - zu einer halbszenischen konzertanten Umsetzung, immerhin mit Kostümen. Am Pult stand Vladimir Jurowski, Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper und seit 2017 Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. "Ein unglaublicher Mix aus Realität und Fantasie, geradezu ein frühes Beispiel des magischen Realismus", meint er zu Rimskij-Korsakows Oper und verrät im Pausengespräch zudem, wie er das Stück schon bei der Aufnahme mit seinem Vater kennen und lieben gelernt hat.

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 23.12.2023, 20:04 Uhr.