Die Geschichte der 1587 hingerichteten schottischen Königin lieferte - gerne in mystischer Überhöhung - immer wieder Stoff auch für die Kunst. Am bekanntesten wurde Schillers Drama, das auch als Vorlage diente für Donizettis Oper, die eigentlich 1834 am Teatro San Carlo in Neapel über die Bühne gehen sollte.

Maria Stuart - Kristina Mkhitaryan
Elisabeth - Aigul Akhmetshina
Leicester - Ismael Jordi
Talbot - Aleksei Kulagin
Cecil - Simon Mechlinski
Anna - Sílvia Sequeira

Chor der Niederländischen Nationaloper
Niederländisches Kammerorchester
Leitung: Enrique Mazzolla

(Aufnahme vom 18. Mai 2023 aus der Niederländischen Nationaloper)

Das war der Plan - der Rest ist geradezu ein Lehrstück in historischer Aufführungspraxis. Schon während der Probenphase nahmen die Primadonnen die Rivalität der Königinnen Maria und Elisabeth allzu genau und prügelten sich auf der Bühne. Noch vor der Uraufführung wurde die Oper dann vom wirklichen König ohne Angabe von Gründen abgesetzt, und Donizetti und ein eilig herbeigerufener Hilfs-Librettist verpassten der praktisch gleichbleibenden Musik eine komplett neue Handlung und einen neuen Titel: "Buondelmonte". Was der Komponist mit den lakonischen Worten kommentierte: "Wenn ich es nicht selbst getan hätte, würden es andere nach meiner Abreise getan haben."

Als "Maria Stuarda" wurde das Ganze 1835 an der Mailänder Scala erstmals aufgeführt, ohne bleibenden Erfolg - das Sujet mit der hingerichteten Königin sorgte weiterhin für Probleme. Dabei hatten Donizetti und sein erster Librettist schon eine operntypische Dreiecks-Liebesgeschichte eingebaut: die englische Königin Elisabeth liebt Leicester, der wiederum der Geliebte von Maria Stuart ist. Musikalisch ist und bleibt es aber vor allem ein Stück für zwei große Sängerinnen, wobei die Sympathien des Komponisten deutlich auf der Seite der schottischen Königin liegen: für ihren großangelegten Abschied hat er mit seine schönste und ergreifendste Musik überhaupt geschrieben.

Aigul Akhmetshina

In Amsterdam waren als stimmgewaltige Konkurrentin um den Thron die russischen Sopranistinnen Kristina Mkhitaryan und Aigul Akhmetshina zu hören, den letztlich scheiternden Vermittler zwischen beiden gab der spanische Tenor Ismael Jordi. "Maria Stuarda" ist übrigens Teil einer Reihe mit allen Tudor-Werken Donizettis an der niederländischen Nationaloper: letztes Jahr wurde "Anna Bolena" aufgeführt, nächstes Jahr dann "Roberto Devereux" - immer mit Jetske Mijnssen als Regisseurin und Enrique Mazzola am Pult.

Anschließend:
Mozart: Streichquartett Es-Dur KV 428 (Auryn Quartett)

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 30.09.2023, 20:04 Uhr.