Ein tödliches Eifersuchtsdrama im Arbeitermilieu, ein Selbstmord im Kloster mit mystisch-verklärter Quasi-Himmelfahrt und eine spitzbübische Erbschleicherkomödie - Puccini hat mit seinem "Trittico" drei denkbar disparate Einakter in einen Abend gepackt.

Il tabarro

Michele - Michael Volle
Giorgetta - Anja Kampe
Luigi - Joshua Guerrero
Tinca - Andrea Giovannini
Talpa - Dan Paul Dumitrescu
Frugola - Monika Bohinec
Liedverkäufer - Katleho Mokhoabane
Liebespärchen - Florina Ilie, Ted Black

Suor Angelica

Angelica - Eleonora Buratto
Fürstin - Michaela Schuster
Äbtissin - Monika Bohinec
Lehrmeisterin - Patricia Nolz
Schwester Eiferin - Daria Sushkova
Schwester Pflegerin - Isabel Signoret
Genoveva - Florina Ilie
Almosensucherinnen - Anna Bondarenko, Anna Yasiutina
Novizin - Antigoni Chalkia
Laienschwestern - Svenja Kallweit, Arina Holecek

Gianni Schicchi

Gianni Schicchi - Ambrogio Maestri
Lauretta - Serena Sáenz
Rinuccio - Bogdan Volkov
Zita - Michaela Schuster
Gherardo - Andrea Giovannini
Nella - Anna Bondarenko
Gherardino - Moritz Israiloff
Betto di Signa - Clemens Unterreiner
Simone - Dan Paul Dumitrescu
Ciesca - Daria Sushkova
Spinelloccio - Hans-Peter Kammerer
Amantio di Nicolao - Simonas Strazdas
Pinellino - Konrad Huber
Guccio - Jaroslav Pehal

Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Leitung: Philippe Jordan

(Aufnahme vom 7. Oktober 2023 aus der Staatsoper)

"Wie ich sie hasse, diese drei Opern! Das können Sie sich gar nicht vorstellen - aber nicht durch meine Schuld!". Worauf Puccini hier anspielt, ist die bald schon nach der Uraufführung einsetzende Praxis, seine drei Einakter auch einzeln zu präsentieren, womit er keineswegs einverstanden war. Schon bei der Premiere 1918 in der New Yorker "Met" gefiel vor allem der gutgelaunte "Gianni Schicchi" am Ende. Eine Tendenz, die sich fortsetzen sollte, und so war insbesondere die "Suor Angelica" immer weniger zu erleben - das Stück, das der Komponist für das beste hielt.

Der Einakter hatte sich zwar sowohl in Italien wie auch im übrigen Europa schon seit längerem etabliert, die Zusammenstellung von drei Werken aber war in dieser Form in der Operngeschichte bislang ohne Vorbild. Dabei ist ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen den drei Stücken schwer auszumachen: schon allein zeitlich ist es eine Reise von Puccinis Gegenwart bis zurück ins hohe Mittelalter. Und so sind es wohl gerade die Kontraste, die ästhetischen Extreme, die hier auf die Bühne gestellt werden sollen: das Verismo-nahe handfeste Drama trifft auf die sakral-überhöhte Nonnengeschichte, beides in krassem Gegensatz zur bitterbös-gewitzten Komödie. Von Puccini mit jeweils passender und entsprechend divergenter Musik versehen.

Die erste Inszenierung von Tatjana Gürbaca für die Wiener Staatsoper konnte auf eine vorzügliche Besetzung zurückgreifen, allen voran der Wagner-erprobte Michael Volle als mordender Schiffer Michele und der Buffo-Routinier Ambrogio Maestri in einer seiner Paraderollen als Gianni Schicchi. Am Pult stand mit Philippe Jordan der Musikdirektor der Oper, ein eifriger Befürworter der Gesamtaufführung des Dreiakters in eben der vorgeschriebenen Reihenfolge - und dementsprechend hoch erfreut, dass nach über 40 Jahren in Wien endlich wieder einmal das komplette "Trittico" zu hören und zu sehen war.

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 10.02.2024, 20:04 Uhr.