In der überarbeiteten Wiederaufnahme der Salzburger Aida-Inszenierung von Shirin Neshat von 2017 ging es trotz neuer filmischer Elemente weiterhin eher statisch und blass auf der Bühne zu - gesanglich aber konnte die fast komplett neue Solisten-Riege ebenso überzeugen wie der Mann am Pult: hr-Sinfonieorchester-Chef Alain Altinoglu.

Aida - Elena Stikhina
Radames - Piotr Beczała
Amneris - Eve-Maud Hubeaux
Amonasro - Luca Salsi
Ramfis - Erwin Schrott
König - Roberto Tagliavini
Ein Bote - Riccardo Della Sciucca
Oberpriesterin - Flore Van Meerssche

Chor der Wiener Staatsoper
Wiener Philharmoniker
Leitung: Alain Altinoglu

(Aufnahme vom 12. August aus dem Großen Festspielhaus)

"Gestern Abend Aida, scheußlich. Indianermusik." Irgendwie hatte Richard Strauss da wohl was durcheinander gebracht, sowohl was die lokale Zuordnung wie auch sein Urteil betraf. Schließlich wurde Giuseppe Verdis "Aida" 1871 nicht nur in Kairo uraufgeführt, sondern spielt auch in Ägypten. Und für "scheußlich" hielt das Werk außerhalb von Deutschland kaum jemand - es war ganz im Gegenteil ein triumphaler Erfolg schon bei der Premiere und danach in ganz Europa.

Und der Komponist selber war mit seiner musikalischen Umsetzung der Geschichte der zwischen Liebe, Pflicht und religiösem Eifer zerriebenen Beziehung zwischen der äthiopischen Sklavin und Königstocher Aida und dem ägyptischen Feldherrn Radames ebenso zufrieden und meinte mit lakonischem Unterton: "Ich will keine Bescheidenheit vorspielen, aber diese Oper ist gewiss nicht eine meiner schlechtesten. Die Zeit wird ihr später den Platz zuweisen, den sie verdient." Das hat sie - "Aida" ist bis heute Verdis vermutlich bekannteste Oper.

In Salzburg gab Piotr Beczała sein Debüt als Radames, die junge russische Sopranistin Elena Stikhina sang die Aida, besonderen Beifall bekam auch die kurzfristig eingesprungene Eve-Maud Hubeaux als Amneris und mit Alain Altinoglu führte ein versierter Opernspezialist durch die Partitur - der Dirigent ist schließlich nicht nur Chef des hr-Sinfonieorchesters, sondern schon seit 2016 musikalischer Leiter der Brüsseler Oper.

Sendung: hr2-kultur, "Opernbühne", 03.12.2022, 20:04 Uhr.