Audio Emanzipation der Melusine - Reimann-Oper als Futuristik
Nach "L’invisible" im März und April präsentiert die Oper Frankfurt wieder eine Oper von Aribert Reimann als Frankfurter Erstaufführung: "Melusine" – diesmal im Bockenheimer Depot. Frage des Abends: Ist es nicht nachvollziehbar, dass wir selbst im Angesicht des drohenden Untergangs noch nach Genuss und Erfüllung suchen?
Das Bühnenbild von Christoph Fischer zieht einen sofort in Bann, eine Mischung aus Science Fiction und Märchen. Und als Zuschauer ist man ganz nah am Geschehen, man sitzt im 3/4-Kreis um die Akteure herum - wie in einer Zirkusarena. Anna Nekhames singt als Melusine diesen wahnsinnig schwierigen und großen Part mit Koloraturen toll, spielt das zudem so mitreißend - am Anfang wie eine Puppe im zu großen weißen Tüllkleid.
Regisseurin Aileen Schneider führt die Personen in wunderbaren Kostümen von Loréna Díaz Stephens von Anfang bis Ende überzeugend - hier und da auch mit ironischen Brechungen und Witz. Karsten Januschke dirigiert die unzähligen Taktwechsel in dieser schwierigen Orchesterpartie mit ganz eindeutigen, großen Bewegungen. Die Musik – ja – ist sehr modern. Nicht immer leichte Kost, aber spannend, vielfältig, mal zart, lyrisch und poetisch, mal düster und apokalyptisch. Fazit: Etwas über zwei Stunden dauern die vier kurzweiligen Akte, ganz fantastisch, großes Kompliment an alle!
Sendung: hr2-kultur, 10.6.2025, 7:30 Uhr