Frau vor Wald und Säge - Plakat von Die Schmiere-Programm Ist das Wald oder kann das weg

"Ist das Wald oder kann das weg?", heißt die neue Show im Frankfurter Traditions-Kabarett "Die Schmiere". Theaterchefin Effi B. Rolfs hat unter diesem Titel ein ungewöhnliches Solo-Programm rund um Ökologie, Klimawandel und Artenvielfalt zusammengestellt. Zwischen Science Slam, Gesang und politischer Satire beleuchtet sie unsere Wälder mal humorvoll, mal ernsthaft, mal lehrreich und teils gar saisonal angepasst – ideal für alle, die sich gern ‘nen Ast lachen und die Lebensgrundlage Wald ganz neu kennenlernen wollen.

Kabarett im Zeichen des Waldes – wie muss ich mir das vorstellen?

Anders als ein typisches Kabarett-Programm. Effi B. Rolfs hat ihrem Solo den Untertitel gegeben: „faktenorientierte Neuigkeiten aus dem Wood-wibe-Web“. Und so ist eher eine Mischung aus Infotainment, Science Slam, politischem Kabarett, Video und Gesang. Gut zwei Stunden lang plus Pause. Und ich muss sagen: In der „Schmiere“, diesem Kellertheater unter dem Frankfurter Karmeliterkloster, hat sonst ja eher klassisches Politkabarett seine Heimat oder auch Kleinkunst mit Lokalbezug – und da sticht so eine „Wissenschafts-Show“ schon hervor.

Welche Inhalte greift Effi B. Rolfs in dem Programm auf?

Das Spektrum reicht von essenziellem Wald-Basiswissen bis zu Fun Facts. Da geht es genauso darum, was das Wort „Buchstabe“ mit dem Baum Buche zu tun hat, warum die Wurzeln das Hirn der Bäume sind oder wieso Bäume Licht offenbar differenzierter wahrnehmen als wir Menschen, aber auch darum, wieviel Holz wir im Jahr verbrauchen oder für welche Ökosystemleistungen der Wald steht. Heißt etwa: Wie sorgen Wälder dafür, dass wir genug Sauerstoff haben, das Wasser gespeichert oder die Temperatur reguliert wird. All das und viel mehr präsentiert Effi B. Rolfs mal als hypermotivierte Bildungswerkreferentin, mal als Borkenkäfer und auch mal als sie selbst. Und das Besondere ist: Im Detail wechseln die Inhalte von Show zu Show – gewissermaßen mit dem Verlauf der Jahreszeiten. Heißt: Jetzt im April/Mai wird man teils anderes erleben als etwa im September. Was also sogar den mehrmaligen Besuch rechtfertigt.

Und geht es da „nur“ um süffige Faktenvermittlung? Oder geht es auch darum, was wir zum Beispiel für unsere Wälder tun können?

Es geht darum, was wir für die Wälder tun können. Auch was die Politik für sie tun sollte. Da ist Effi B. Rolfs speziell mit der aktuellen hessischen Landesregierung sehr unzufrieden. Sie kritisiert hier eine Abkehr von der Umweltfreundlichkeit hin zur Wirtschaftsfreundlichkeit. Es geht auch darum, wie wir die Wälder schonender nutzen können und wo wir vor diesem Hintergrund mit alten Ideen aufräumen müssen, weil sie überkommen sind. Da geht es dann etwa um Kreislaufwirtschaft und Recycling, darum, warum Mischwälder ökologisch sinnvoller sind als Fichtenplantagen oder um das kulinarische Potenzial von Lindenblättern. Und es hat auch seinen Platz, was die Wälder für uns tun können. Getreu dem Motto: 15 Minuten Wald am Tag reichen zum Abbau der Stresshormone, zum Senken des Blutdrucks und sie helfen somit bei der persönlichen Gesunderhaltung.

Wie kommt eine Kabarettistin eigentlich darauf, sich in diesem Umfang dem Thema Wald zuzuwenden?

Effi B. Rolfs ist ja nicht nur Kabarettistin. Sie brennt auch für viele andere Dinge. Unter anderem ist sie auch bildende Künstlerin, mit einem Atelier mitten im grünen, waldgeprägten Umfeld des Vogelsbergs. Und da ist sie letztlich auf den Geschmack am Wald gekommen und hat die Zäsur durch die Corona-Pandemie genutzt, um den Weg zur zertifizierten Waldführerin einzuschlagen. Aktuell durchläuft sie beim NABU die Fortbildung zur Naturführerin. Und so informiert sie nun eben auch leidenschaftlich über das Faszinierende und Schützenswerte an unseren Wäldern: entweder in ihrem persönlichen Waldführungs-Format, das sie im Internet unter ww.einmalnur.de erläutert, oder eben auf der Theaterbühne.

Effi B. Rolfs beantwortet die Frage „Ist das Wald oder kann das weg“ mit einem beherzten „Ja, das ist Wald und er kann nicht weg“!?

Ja, und zwar aus vollstem Herzen. Obwohl sie sich auch zu den Wissenslücken bekennt, die es nach wie vor in Sachen Wald gibt. Wie zum Beispiel verständigen sich Bäume untereinander, wie transportieren sie durch ihre Stämme Wasser bis in die Baumkronen – all das ist keineswegs schon wissenschaftlich komplett verstanden.

Ist das Programm überzeugend?

Ja. Wie viel man konkret aus dem Programm mitnimmt, hängt natürlich immer auch mit der persönlichen Vorbildung zusammen, aber die Faktenfülle ist so vielfältig und mit solcher Leichtigkeit präsentiert, dass letztlich wohl jeder einen Aha-Effekt erlebt – oder dass zumindest bekanntes Wissen nochmal gefestigt wird. Gerade angesichts des Klimawandels sind gesunde Wälder ja immens wichtig, nicht nur aber auch weil sie Kohlendioxid speichern. Und da ist alles gut, um die Wertschätzung von Wäldern in uns fester zu verankern. Denn wer ‘nen Baum umarmt, kann keine Motorsäge festhalten. Und selbst, wenn man fachlich schon alles weiß, hat man aufgrund der vielen Pointen eine gute Zeit. Wer zum Beispiel wissen will, was Friedrich Merz mit einem Sauerdornstrauch und die SPD mit einer Zitterpappel zu tun hat: Bei Effi B. Rolfs erfährt man‘s und lächelt sich dabei ‘nen Ast.

Die Schmiere
Ist das Wald oder kann das weg?“
Noch am 16. und 24. Mai und dann wieder nach der Sommerpause ab dem 13. September.

Sendung: hr2-kultur, 29.4.2025, 7:30 Uhr