Audio Kosmopolit Zaimoglu, Erzähler mit Tiefgang
Feridun Zaimoglu hat türkische Wurzeln, er war ein Jahr alt, als seine Eltern die Türkei 1965 verließen und nach Deutschland übersiedelten. Migration ist ein Thema in seinen Büchern, auch in diesem, aktuellen: "Sohn ohne Vater" (Kiepenheuer& Witsch) ist ausdrücklich nicht autobiografisch. Es möge, so Zaimoglu während seiner Lesung in der Villa Clementine in Wiesbaden, als Appell gelesen werden, dass Charaktere und Menschen nicht primär von ihrer Herkunft her betrachtet werden sollten, sondern durch ihr soziales Verhalten beurteilt - das wiederum von den individuellen Umständen abhängt. Oder poetisch-philosophisch gesagt: "Die Liebe der anderen ist laut. Die Liebe der anderen ist eine Wolke aus Tod." Ein vielschichtiges Buch, eine überzeugende Lesung: Zaimoglus Denk(an)sätze haben großes und eigenes Gewicht – er ist ein grundsätzlich fabelhafter Erzähler, den die literarische Welt seit 30 Jahren zu schätzen weiß.
Feridun Zaimoglu liest am Mittwoch, 28.5.2025, noch einmal im Literaturhaus Frankfurt. Die Veranstaltung findet dort und auch online, also hybrid, statt.
Sendung: hr2-kultur, 28.5.2025, 7:30 Uhr